28. Tag, 03.08.2013; Von Cairo nach Luxor/ Ägypten

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28.  Tag, Samstag, 03.08.2013;  Von Cairo nach Luxor/ Ägypten
Temperatur: 42° C,
Tagesstrecke: 691 km, Gesamtstrecke: 8.831 km, max. Geschwindigkeit: 105 km/h
BPI: 1,50 – 3,50

Flößer auf dem Nil

Reisen in Eisenbahnzügen mit Schlafwagen war ja immer schon unser Ding. Da wird die Nacht optimal genutzt. Erholung und Vorankommen sind vereint. Vor der Nachtruhe hat das „gesellige Beisammensein“ in einem rollenden Eisenbahnwagon stets ein besonderes Feeling, diesmal genießen wir es in Form einer Doppelkopfrunde im Salonwagen. Kurzzeitige Stromausfälle werden überbrückt mit Geschichten von Agatha Christie (Mord im Orientexpress, Tod am Nil). Die Mitreisenden sind auch relativ entspannt und gesellig, das Ende des Ramadan naht. Wir werden mit leckeren ägyptischen Süßigkeiten bedacht. Der reflexartigen Eingebung: „hier geht noch was“ begegnen wir diesmal mit Vernunft und liegen noch vor Mitternacht in unseren Kojen.

Entsprechend fit stehen wir morgens tatendurstig vor dem Bahnhofsgebäude von Luxor. Bei der Gelegenheit ist zu bemerken, das Bahnhofsgebäude in Ägypten ansehnlich und sauber sind, das Gebäude in Cairo war regelrecht imposant, das von Luxor ist kleiner, aber auch von ansehnlicher Architektur, zumindest im Vergleich zur unmittelbaren Umgebung. Für diese interessieren wir uns in diesem Moment jedoch eigentlich. Unser Plan lautet, in unmittelbarer Umgebung ein Hotel für „low budget“ zu finden, um am nächsten Tag unkompliziert mit dem Zug von Luxor weiter nach Assuan zu reisen. Im Zug von Cairo waren wir dem Türken Ilyas begegnet, der ebenfalls Kapstadt auf dem Landweg als Reiseziel angibt… Er wusste zu berichten, das die Fähre nach Wadi Halfa nicht erst nächsten Montag, sondern bereits am Sonntag ablegen soll, was ein Telefonat mit Mr. Salah bestätigte und unseren Plan in Frage stellte. Als unsere Scouting-Teams alle  Informationen zusammentragen, kommt auch Mr. Bob ins Spiel, der unseren Plan gänzlich über den Haufen wirft und uns hilft unsere Überlegungen für einen schönen Tag in Luxor umzusetzen. Wir hatten uns zuvor schon auf einen gesunden Mix aus Sightseeing und „Treibenlassen“ geeinigt, also neben Kultur stehen auch Nilsegeln und Marktbesuch auf dem Programm. Auf Vermittlung von Mr. Bob beziehen wir das New Pola Hotel, das zwar etwas weiter weg vom Bahnhof, dafür aber mit unverbautem Blick zum Nil und in unmittelbarer Nähe zum Zentrum mit Luxor-Tempel und Suk gelegen ist. Wie uns Mr. Bob bestätigt ist das unschlagbare Preisleistungsverhältnis Ergebnis des totalen Zusammenbruchs der Tourismusbranche in Luxor. Er spricht von 5% Restgeschäft und untermalt das mit der ehrlichen Aussage auf Deutsch: „Tourismus in Luxor Scheiße“. Wir sind auch ehrlich: unser Mitleid hält sich in Grenzen und wir genießen diese Exklusivität, denn wir spüren auch die Dankbarkeit der Menschen, beispielsweise des Hotelpersonals dafür, dass wir da sind. Beim Sonnenbaden am Pool auf der Dachterrasse des Hotels präzisieren wir unsere Pläne für den Tag unter der Berücksichtigung der Planänderungen für den kommenden Tag. Das Konter-Bier hat schon Trinktemperatur.

Auf geht´s in das Tal der Könige zur Besichtigung alter Pharaonen-Gräber. Wir sind zeitig genug dran, um das Gelände für uns allein genießen zu können, müssen uns aber umso mehr den Nibbes-Verkäufern erwehren, was nicht vollständig gelingt. Den Tempel der Hatschepsut lassen wir rechts liegen, die Kolosse von Memnon links stehen. Ein Jeder hatte wohl so seine individuelle Vorstellung von der Pharaonen-Kultur. Spätestens bei der Besichtigung der Karnak-Tempelanlage sind dann aber auch alle Reisegefährten endgültig beeindruckt. So sehr, dass die anschließende „Kreuzfahrt“ mit einer Feluke auf dem Nil willkommene Erholung und Kontrapunkt darstellt. Als erfahrene Flößer wissen wir die Ruhe auf dem Segler zu schätzen, sind beeindruckt, mit welcher Geschwindigkeit man gegen den Strom voran kommt und fühlen beim Sonnenuntergang die gegenseitig freundliche Zuneigung zwischen dem legendären Nil und der Kulturgruppe Jena.

Der Besuch des Suks von Luxor war eingeplant und nötig, weil sich einzelne Reisegefährten mit landestypischer und praktischer Bekleidung versorgen wollen. Der Abend offenbart mal wieder die unzureichende Kompatibilität muslimischer Lebensgewohnheiten, insbesondere im Ramadan, mit unserem Takt der Reise. Um es kurz erklärend zusammenzufassen: die Einheimischen sind tagsüber eher träge, manchmal auch gereizt, alles geht schleppender voran, als wir uns das wünschen. Nach Sonnenuntergang kommt das öffentliche Leben für fast zwei Stunden fast vollständig zum Erliegen, um dann gegen 22 Uhr ins ganze Gegenteil umzuschlagen. Die Straßen sind voller Fahrzeuge aller Art, die Gassen voller Menschen allen Alters, auch Kinder, die zu dieser Zeit längst ins Bett gehören.

So wird unser Marktbesuch verbunden mit Abendessen nicht ganz zu dem erwünschten Erlebnis. Man kann eben nicht immer alles haben und im Grunde sind wir dankbar für den gelungenen Tag. Die Dachterrasse des Hotels wäre nicht die schlechteste Alternative gewesen, den Abend zu verbringen. So ist die letzte Stunde des Tages viel zu kurz, um die Vorbereitungen auf den kommenden Tag abzuschließen. Einen Tag mit wesentlichen Einschnitten und Herausforderungen…

Eins

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