30. Tag, Montag, 05.08.2013; Von Irgendwo auf dem Lake Nasser nach Dongola/ Sudan
Temperatur: 45° C,
Tagesstrecke: 409 km, Gesamtstrecke: 9.807 km, max. Geschwindigkeit: 101 km/h
BPI: 0
Mordor
Kurz nach Sonnenaufgang wachen wir auf unserem Vordeck auf. Noch ist die Temperatur angenehm und das Deck im Schatten. Der erste Tee wird aus der Kombüse geholt und es dauert nicht lange, als die Tempelanlage von Abu Simpel vor uns in der Morgensonne auftaucht. Der Anblick hat was majestätisches, aber eigentlich steht der Tempel erst wenige Jahre dort. Bevor die Russen den Staudamm bauten, musste Abu Simpel, um vor der Überschwemmung bewahrt zu werden, nämlich erst einmal verlegt werden…
Am späten Vormittag müssen wir unseren Logenplatz verlassen und wieder in die Upper Class umziehen. Dort setzt mittlerweile auch geschäftiges Treiben ein, denn die mitgeführten Kisten, Bettgestelle, Sessel, Klimaanlagen, Fernseher, Teppiche und andere Gepäckstücke werden bei Gluthitze schon mal Richtung Ausgang geschoben, um dann beim Anlegen einen guten Startplatz zu haben. Der Hafen von Wadi Halfa im Sudan kommt in Sicht. Es ist lediglich ein großer Steg der im Wüstensand endet. Ein paar Fahrzeuge warten, Gebäude gibt es keine. Wenn man sich überlegt, dass das der einzige Grenzübergang zwischen zwei nicht gerade kleinen Staaten ist und der überladene und völlig überfüllte Seelenverkäufer lediglich einmal wöchentlich verkehrt…
Den größten Tumult nach dem Anlegen erspart man uns, denn alle Ausländer müssen im Speiseraum diverse Formulare ausfüllen. Neben uns und unserem türkischen Freund Ilias sind das zwei Italiener und drei Chinesen. Trotz der überschaubaren Anzahl reichen die Formulare der Beamten nicht aus…
Vom Steg geht es mit offenen LKW´s zu einer Müllkippe. Bei näherem hinsehen stellt sich diese als Zollabfertigung heraus. Egal, Augen zu und durch. Waffen und Drogen führen wir auch diesmal nicht mit und kommen erstaunlich schnell durch. Draußen chartern wir einen kleinen Land Rover aus kolonialen Zeiten und erreichen so die fünf Kilometer landeinwärts gelegene „Hafenstadt“ Wadi Halfa.
Als wir gestern das Schiff bestiegen, führten wir über 50 Liter Wasser und Cola mit uns. Obwohl zwischendurch kaum jemand aufs Klo musste, war das nun alle. Wir kaufen die letzten acht verfügbaren Wasserflaschen und chartern einen Minibus ins 400 km entfernte Dongola. Nur nicht stehenbleiben, weiter, weiter…
Wir durchfahren eine skurille Landschaft. Wahrscheinlich ist alles mal vulkanischen Ursprungs gewesen und im Laufe der Jahrhunderte erodiert. Graue und braune Gesteinsbrocken, manchmal richtige Gebirgszüge, lediglich unterbrochen von Wüstensand. Bäume und Sträucher und überhaupt die Farbe grün gibt es hier nicht. Wie bei Herr der Ringe. Wie im Lande Mordor.
Im Dunkeln erreichen wir gegen 21:00 Uhr Dongola und werden Zeuge eines kleinen Wunders. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren regnet es ein wenig. Leider erkennt man uns nicht als regenbringende Götter. Die Party entfällt und wir essen die letzten Reste aus Hoffis aufgeheizter roter Kiste. Es ist die erste und einzige Mahlzeit des Tages.
Auf Alkoholgenuß stehen für einheimische 40 Peitschenhiebe. Bei Ausländern ist man nicht so streng, wenn man was hat, kann man es trinken. Trotz intensiver Suche finden wir in der Kiste keine zehn eisgekühlte Hefeweizen. So gehen wir ins Bett und träumen. Von was wohl?
Die Vier