36. Tag, MEBAtag, 11.08.2013; Von Debre Markos nach Awassa/ Äthiopien
Temperatur: 20-25° C, Höhenlage: 2.400-1.800 m
Tagesstrecke: 519 km, Gesamtstrecke: : 12.244 km, max. Geschwindigkeit: 101 km/h
BPI: 1,00 – 1,20
Ärzte ohne Grenzen
Nach einer kurzen Nachtpause, geweckt von einem orthodoxen „Vorbeter“, einem guten Kaffee aus dem Automaten, nehmen wir um 6.30 Uhr wieder Fahrt gen Süden auf. Auf den Straßen gibt es schon geschäftiges Treiben, allerorten tragende Menschen mit Kanistern, Stroh, Brennholz und alles was Mensch und Tier hier täglich brauchen. Nach ca. zwei Stunden gibt es ein wunderbares Frühstück mit frisch gepressten Säften, in einem von Gimmy ausgesuchten Hotel.
Bei der Fahrt wird immer sichtbarer was die Äthiopier mit ihrem „Wald“ gemacht haben, nur noch 2,7% der gesamten Fläche des Landes sind bewaldet (im 16. Jh. begann die Abholzung, 1960 waren noch 40% des Landes bewaldet) und hauptsächlich werden schnell und gerade wachsende Eukalyptusbäume (nur Koalabären fehlen noch) angepflanzt, um sie als Brenn- und Bauholz zu nutzen. Alle Hütten und Baugerüste werden damit errichtet. Die Folgen der Abholzung sind überall zu sehen, tiefe Gräben und viele frische Erdrutsche durchziehen das Land, irgendwann wird alles eben sein. Erosion allerorten. Die freien Flächen werden benötigt für die Unmengen an Weidevieh. Reichtum definiert sich hier über den Bestand an Vieh. Die Familien sind hier größer, jede Frau bringt hier ca. sieben Kinder zur Welt. Trotz der relativ hohen Kindersterblichkeit und der durchschnittlichen Lebenserwartung von ca. 50 Jahren gibt es ein Bevölkerungswachstum von jährlich 4%.
Nach ca. 150 Km erreichen wir den Blauen Nil. Aussteigen und bestaunen. Wir überqueren ihn auf einer alten, noch vom letzten Kaiser errichteten Brücke, unser Bus auf der neuen, im Jahr 2000 von Japanern gebauten. Wir bestaunen die in der Regenzeit Juli/August immer braune und schnellfließende Brühe und dass Fluss abwärts gelegene Tal, wo nur noch die Weinreben fehlen, um uns an das heimische Rheintal zu erinnern.
Auf der anderen Seite der Brücke hat unserer Guide Gimmy den ersten einheimischen Patienten für unseren Doc Micha entdeckt. Die Arzttaschen kommen zu ihrem ersten großen Einsatz. Stethoskop raus und Herz und Lunge abgehöhrt, die Diagnose ist schnell gestellt, Lungenentzündung. Micha stellt ein „Pillenmix“ aus Antibiotika und schmerzlindernden Pillen zusammen und erklärt die Einnahme.
Auf der weiteren Fahrt säumen Pavianhorden die Bergstraßen die uns in die Hauptstadt Addis Abeba führen. Übersetzt heißt sie Schöne Blume. Sie ist in der 3.000jährigen Geschichte Äthiopiens die vierte Hauptstadt. Äthiopien ist das einzige Land Afrikas, welches nie kolonialisiert wurde.
Den Rest der Fahrt verbringen wir im Bus und vertreiben uns die Zeit mit lesen, schlafen und einer Doppelkopfrunde. Kurz vorm Dunkelwerden gab es noch einen kurzen Stopp am Lake Ziway. Zu bestaunen gab es Wäsche waschende Einheimische, ein Hochzeitspaar mit Flemme als kurzeitigem Bräutigam, vielen Marabus, erhabene, Aasfressende Schreitvögel und ein schwimmendes Ungetüm, was als Krokodil angepriesen wurde, nach unserer Einschätzung und nach Sichtung der Fotos aber eher ein Nilpferd war. Mit Ankunft, wieder im Dunkeln, lernen wir Entfernungen in Afrika immer besser einzuschätzen.
„Zwölf“