38. Tag, VILLIÉ-Tag, 13.08.2013; Von Moyale/ Äthiopien nach Isolio/ Kenia
Temperatur: 30° C, Höhenlage: 2.400-1.800 m
Tagesstrecke: 503 km, Gesamtstrecke: 13.245 km, max. Geschwindigkeit: 112 km/h
BPI: 1,00 – 1,50
Staub geschluckt und Dreck gefressen
Nach einer Nacht mit mehr Schlaf als sonst und hygienisch auf Vordermann gebracht, starten wir bei Morgengrauen tatendurstig in den Tag. Vor uns steht mal wieder eine Strecke mit vielen unbekannten Faktoren. Wir wissen, dass es sich um eine „Piste“ handelt und von Rebellenkonflikten im Grenzgebiet von Äthiopien und Nordkenia hatten wir auch gehört. Zwar war am Abend zuvor die Weiterfahrt abgeklärt worden, doch scheinbar sind Zweifel geblieben und wir verfallen in Aktionismus um andere Optionen abzuklären. Letztendlich entscheiden wir uns auf Grund folgender Wichtung: 1. safety and security, 2. price, 3. comfort für die von Gimmy vermittelte Option. Diese steht nun in Form eines Toyota LandCruiser 437 vor uns. Daniel gewinnt unser Vertrauen und nimmt den Platz hinter dem Lenkrad ein. In der Kabine finden zwei der Reisegefährten Platz. Auf der Pritsche sitzen vier weitere Reisegefährten auf einer „Rückbank“, auf der drei bequem Platz finden würden. Der Rest auf spartanischen Bänken seitlich zur Fahrtrichtung, Gepäck auf dem Dach. Das verspricht Abenteuer.
Die Grenzformalitäten benötigen ihre afrikanische Zeit und erstmalig werden unsere Gelbfieber-Impfungen kontrolliert, bei der Ausreise (!) aus Äthiopien. In Kenia begegnen uns Menschen mit anderem Kaliber. Insbesondere Soldaten und Polizisten sind vom Format „Zehnkämpfer“. Diese begegnen uns in den darauffolgenden Stunden zu Hauf, nicht immer freundlich, stets Respekt einflößend. Eine Kontrolle nach der anderen, stets mit anders uniformierten Gestalten.
Kurz nach dem Grenzübertritt kam es zu einem Zwischenfall, den unser Fahrer Daniel jedoch souverän meistert. Vollbremsung und Rückwärtsgang, Rufe, scheinbar Verständigung. Eine Patrouille der äthiopischen Armee war auf kenianischem Staatsgebiet auf Rebellenjagd…
Die lange Fahrt bereitet allen Leiden. Die Besatzung ganz hinten muss massiv Staub schlucken, das Verdeck muss geschlossen bleiben und gewährt keine Aussicht auf die Landschaft. Das ist nur mit Doppelkopf zu ertragen. In der mittleren Reihe sitzen die Jungs so beengt, dass sie eine fast homogene Einheit bilden, gemeinsam das Schaukeln des Autos ausgleichen, gemeinsam einnicken trotz seitlicher, begrenzter Aussicht. Die Beiden in der Fahrerkabine leiden, weil sie die Leiden der hinteren Reihen stets voraussehen müssen, Schlaglöcher, Bodenwellen, entgegenkommende Laster. Die Landschaft wird nun deutlich „afrikanischer“, im Sonnenuntergangslicht durchaus ein Erlebnis.
Fahren im Dunkel ist auch in Kenia eigentlich nicht erlaubt. Eine Polizeikontrolle will uns ca. 20 km vor dem Ziel an der Weiterfahrt hindern, kapituliert wohl aber angesichts der Tatsache im Busch keinen Arrest für 15 Personen gewährleisten zu können.
Isolio erschließt sich uns im Dunkeln nicht wirklich. Wir finden aber ein brauchbares Hotel und eine Abstellmöglichkeit für den Toyota. Die Bar ist besetzt und gut bestückt. Kaltes Tusker! Leider hat die Küche bereits geschlossen, so dass wir noch mal um die Häuser ziehen müssen. Weder die Lokalitäten, noch die Leute sind einladend. Manchmal muss man am Ende solcher Tage auch Dreck fressen können.